Freitag, 27. März 2009

Buchreview "Echo Park"


Michael Connelly. Zuletzt wurde Marie Gesto in einem Supermarkt gesehen, danach verliert sich ihre Spur. Harry Bosch wird mit dem Fall betraut, doch die junge Frau taucht nie wieder auf. Dreizehn Jahre später bekommt Bosch einen Anruf. Ein geständiger Serienmörder namens Raynard Waits ist bereit, neben den Morden, derer man ihn überführt hat, weitere Morde zu gestehen, wenn er im Gegenzug nicht zum Tode verurteilt wird. Eine der Taten ist der Mord an Marie Gesto. Bosch, den das Verschwinden der jungen Frau nie in Ruhe gelassen hat, übernimmt zusammen mit seiner Partnerin Kiz Rider erneut den Fall. Beim Studium der alten Ermittlungsakten stößt er auf ein Detail, das ihm das Blut in den Adern gefrieren lässt: Kurz nachdem Marie Gesto verschwunden ist, geht bei der Polizei ein Anruf ein, der direkt zu Raynard Waits geführt hätte. Bosch hätte nicht nur den Mord an Marie Gesto aufklären, sondern vor allem weitere Morde verhindern können. Bosch kann icht glauben, dass er den entscheidenden Hinweis damals übersehen hat, und er beginnt, den alten Fall wieder aufzurollen. Dabei kommt er einem unheimlichen Komplott auf die Spur.

Die Hauptfigur Harry Bosch ist ein von seinem Beruf und den Umständen zutiefst betroffener Police Detective, da ihn seine Arbeit als Polizist, dann Privatdetektiv und wieder zurück im Polzeidienst zu den abscheulichsten Abgründen im sonnigen L.A. abseits der Glitzerwelt Hollywoods führt. Er hat seinen eigenen Kopf, geht stur seinen einsamen Weg, eckt bei Kollegen und Vorgesetzten regelmäßig an, aber anders als bei seinem Namensvetter "Dirty Harry" ist sein Seelenleben eher mit den düsteren Bildern eines Hieronymus Bosch zu vergleichen. Seine Fälle gehen ihm an die Nieren, verfolgen ihn des Nachts in wilden Albträumen und die "Cold Cases" verfolgen ihn jahrelang und wirken sich dabei auf seine Stimmung aus.
Die anstehenden Wahlen zum Bezirksstaatsanwalt und in den Stadtrat konfrontieren Bosch ebenso mit seiner Vergangenheit wie der neue (alte) Fall Gesto, was ihn einmal mehr in die Schattenseiten von L.A. führt. Vom Leben enttäuschte und vergessene Individuen kreuzen seinen Weg auf der Suche nach der Wahrheit, von Connelly stilistisch aber nicht ganz so drastisch dargestellt wie von seinem Kollegen James Ellroy. Aber auch hier wird die Verquickung der alltäglichen Polzeiarbeit mit den ehrgeizigen Zielen der höheren Chargen deutlich zum Ausdruck gebracht und Korruption als Mittel zum Zweck scheint an der Tagesordnung. Das Streben nach Medienpräsenz der jeweiligen Kandidaten hat Priorität gegenüber den jeweiligen Fällen, die nur dazu dienen, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit für die eigenen Interessen zu wecken. Und mittendrin versucht Harry Bosch mit schon fast an Paranioa grenzendem Misstrauen gegenüber seinem Umfeld und den Vorgesetzten seinen Fall zu lösen. Trotz etlicher Stolpersteine und Vorgaben bleibt er verbissen und stur an dem Fall dran, da nicht alle Indizien zu seinen früheren Ermittlungen und Überlegungen passen wollen. Wird da etwa ein Schuldiger gekauft, damit der wahre Mörder nicht weiter drangsaliert wird? Ist die Justiz in die Vorgänge involviert?
Brillant durchdachte Story, deren verschiedene Handlungsstränge schwer durchschaubar erst kurz vor Ende zusammengeführt werden. Stilistisch bemerkenswert, allemal spannend, fernab von den üblichen Klischees lässt Michael Connelly seinen Harry Bosch ermitteln. Figuren mit Ecken und Kanten, Fehlern und Eigenheiten machen seine Geschichten aus. Und wie in seinen vorherigen Büchern hat er es sich auch diesmal nicht nehmen lassen, eine Hollywoodgröße (statt Clint Eastwood, der seinen Roman "Blood Work" verfilmte, diesmal den Produzenten Stephen J. Cannell - Renegade -) zu erwähnen sowie den Journalisten und Autor Duane Swercienski (in Deutschland unter dem Namen Duane Louis veröffentlicht) als Verfasser eines (fiktiven) Zeitungsartikels darzustellen.Sehr gute, spannende Krimi-/Thrillerkost, aber kein Actionreißer.

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