Mittwoch, 11. März 2009

Buchreview "Die Zehntausend-Dollar-Jagd"

George G. Gilman. John Flint ist ein ehemaliger Captain der Nordstaaten-Armee. Hinter ihm liegt die Hölle des grauenvollen Bürgerkrieges und als er bei seiner Heimkehr seine Farm niedergebrannt und seinen am Bein verkrüppelten Bruder ermordet vorfindet, wird er zum Entwurzelten, einem Freibeuter in der wildesten Zeit der amerikanischen Epoche. Ein harter Mann in einer Zeit als Recht und Gesetz noch vom Einzelnen ausgeübt wurde. Während seiner Streifzüge durch die vom Krieg verwüsteten Südstaaten, stößt er auf einen alten Knacker, der sich mit der Kenntnis eines Versteckes von 10.000 $ brüstet. Tja, und Geld kann man auch in einer solchen Zeit immer brauchen. Die Jagd beginnt.

Heute begebe ich mich einmal zurück in eine Zeit in der VERMEINTLICH alles besser war, man Bücher noch für kleines Geld kaufen konnte, es noch Westernliteratur gab, die diesen Namen auch verdiente, die Zensur noch nicht ganz so umtriebig war und Filme kaufen noch ein teures Hobby darstellte. Das beschriebene Buch hat mittlerweile 31 Jahre auf dem Buckel und wird von mir ab und an wieder hervorgeholt, wenn die heutigen Helden beginnen, mich etwas anzuöden. Die Hauptfigur des Romans als zwielichtige Gestalt zu bezeichnen ist noch ein Kompliment für einen Antihelden, der heute wohl sofort auf dem Index landen dürfte, weil er ja so gar keinen Anreiz für positive Indentifikation bietet. Skrupellos, rücksichtslos und eiskalt verfolgt er seine Ziele und unter fairem Kampf versteht er durchaus schon mal einen Schuß in den Rücken seines Kontrahenten und verfolgt er aus sicherer Deckung ein stattfindendes Massaker an Unschuldigen, dann wartet er bis es vorbei ist. Bei der Suche nach dem Geld ist er bereit, jeden zu hintergehen, der an seiner Seite ist und wer ihm im Weg steht, hat ausgelacht. Frauen haben hier keine Bedeutung und wenn eine sich allzusehr an ihn hängt, macht er ihr mit einigen Fausthieben klar, dass sie gefälligst eine andere Richtung zu wählen hat. Romanciers mit weißen Wölkchen, blauem Himmel und einem Liedchen auf den Lippen sind hier fehl am Platze. Bis zum Ende des 160 Seiten umfassenden Buches hat er dutzende von Leichen hinter sich gelassen, den Alten umgelegt, da dieser die Story vom Geld nur erfunden hatte, weil er eine Reisebegleitung durch gefährliches Gebiet brauchte und reitet weiter in die staubigen Steppen Richtung Mexiko.

Für den heutigen Bücherwurm ist ein Western natürlich kaum noch nachzuvollziehen, da die Zeit der Veröffentlichung von derartigen Büchern oder Taschenbüchers seit Mitte der 80-er vorbei ist und sich in der Gegenwart auf einige Heftreihen beschränkt, deren Niveau ungefähr dem des Vormittagsprogramms eines Privatsenders entspricht. Zumindest vermittelt es den Eindruck. Aber damals waren die Lesegewohnheiten im Wandel begriffen (meine inklusive) und auch die Zensurbefürchtungen trugen ihren Teil dazu bei (die Reihe GUNN wurde Anfang der 80-er deswegen eingestellt, angeblich wegen pornographischer Inhalte. *lol*). Diese 11-teilige Reihe zeichnete sich in den ersten Bänden und Übersetzungen durch ihre Härte und den außerhalb des Gesetzes agierenden Protagonisten aus. So drastisch hatte noch keiner seinen Helden skizziert. Aber nach dem 4. Buch machten auch hier die Zensurbefürchtungen dem fröhlichen Treiben ein Ende und die Aktionen und Charaktereigenschaften des John Flint passten (in der Übersetzung) sich immer mehr der Norm an und die Serie verschwand vom Markt. Die Jugend war geschützt. Gegen diese Figur bzw. ihre Darstellung sind selbst solche markanten Typen wie Vince Flynn's Mitch Rapp noch Waisenknaben. Eine weitere Besonderheit war das Herkunftsland. Während die Italiener das Filmgenre "Western" revolutionierten, taten dies im literarischen Bereich die Briten. Ja, die heutigen Euro-Verweigerungs-Insulaner mit ihren weiten Prärien und den riesigen Büffelherden setzten den coolen Mackern Marke Eastwood und Nero noch Einen drauf. Noch ein bisschen härter und ausgestattet mit einigen One-linern, die sich auch heutige Drehbuchschreiber liebend gerne für ihre Hauptdarsteller einfallen lassen würden. Nur kommt eben nichts mehr. Und das ist der Grund, warum ich ein 31 Jahre altes, an den Außenseiten tief vergilbtes Buch hin und wieder hervorkrame, lese und nun hier auch vorstelle. Demnächst aber wieder zu erhältlichen Neuheiten, bei denen ich mich selbst überraschen lassen muss, wofür ich da mein Geld ausgegeben habe oder wie sehr der Klappentext meinen Kauf beeinflusst hat und ob die Enttäuschung groß sein wird.

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