Samstag, 21. März 2009

Buchreview "Black Monday"

R. Scott Reiss. Als die ersten Flugzeuge abstürzen - in Europa, den USA und Asien, fast zeitgleich und aus unersichtlichem Grund -, liegt der Verdacht nahe, dass es sich um einen Terroranschlag handelt. Doch bald fallen auch andere Maschinen aus. Autos bleiben stehen, Schiffsmotoren versagen, Fabriken stehen still. Und nichtnur die westliche Welt, auch arabische Länder und Asien sind betroffen. Der Auslöser der Fehlfunktionen ist bald gefunden: eine neuartige Mikrobe hat das Erdöl befallen und macht es unbrauchbar. Der amerikanische Seuchenexperte Gregory Gerard soll helfen, den Erreger unschädlich zu machen. Doch seine Ergebnisse passen dem Pentagon nicht ins Bild; Gerard wird von den Ermittlungen abgezogen. Hilflos muss er zusehen, wie um ihn herum die Zivilisation im Chaos versinkt: Marodierende Banden machen die Straßen unsicher, seine eigene Familie muss isch gegen Plünderer verteidigen, der Notstand wird ausgerufen. Gerard macht sich eigenständig auf die Suche nach dem Ursprung der Seuche. Er ahnt nicht, dass er sich längst im Fadenkreuz eines skrupellosen Killers befindet.

Die Ausgangssituation laut Klappentext klang schon mal sehr vielversprechend und der Beginn mit einem Mord, der zu einem bestimmten Zeitpunkt ausgeführt werden muss, einer geheimnisvollen Vorhersage eines Imam im Bergland von Pakistan und aus heiterem Himmel (im wahrsten Sinne des wortes) abstürzenden Flugzeuge deutet auf einen effektvollen Thriller hin. Doch schon der Szenenwechsel zur familiären Idylle des lieben Dr. Gerard mit seiner Vorzeigefamilie im Kreise der ach so lieben Nachbarn lässt auch Böses erahnen (nicht im Sinne der eigentlichen Handlung). Glaubte schon, dass ich mir versehentlich ein Buch zu einer Folge von "Desperate Housewives" gekauft hätte, wobei selbst die mehr Intrigen in einer Folge spinnen als hier zu Tage treten. Alles so schön bunt hier.
Mit dem Ausbruch des Chaos ändert sich die Situation zwar kurzzeitig, wird dann aber von den Klischees der amerikanischen Kompetenzstreitigkeiten zwischen Army und Geheimdiensten überlagert, die anscheinend alle zu doof sind, auf den einzigen intelligenten Menschen in ihren Reihen zu hören, der sie auf den richtigen Pfad führen könnte. So kommt es, dass dieser untadelige Saubermann Dr. Gerard sich auf Solopfaden zur Rettung der Menschheit aufmacht und dabei - endlich im Sinne des Lesers - auch in Kampfhandlungen verwickelt wird. Nebenbei werden dann auch weitere Aktionen im Lande geschildert, die einen Eindruck vom Überlebenskampf der Bevölkerung vermitteln (Überfälle auf Lebensmitteltransporte mittels schwerer Waffen, Selbstjustiz usw.) sowie der Abgrenzung der Elite in sichere und bevorzugt behandelte Zonen. Davon hätte ich gerne mehr gehabt, es wird auch noch eine Episode im Schneegstöber von Connecticut eingefügt, die hoffen ließ, doch dann beschränkt sich der Autor wieder auf Forschungslabors, Intrigen, Familienzusammenhalt (man beachte die ach so intelligenten adoptierten Kiddies, die sich während eines schlimmen Schneesturms durch die verwüstete Stadt auf den Weg in den Zoo machen, um Gepardenbabies zu retten, klare Sache für 6-jährige, die bei Mami quengeln, aber hier fehl am Platze) und seinen einsamen Retter-der-gesamten-Welt-Typen. Und wie es sich bei einem klischeebehafteten Werk gehört, sind die Bösen häßlich und dämlich, die Illoyalen mit charakterlichen Fehlern behaftet und werden alle für ihr Tun am Ende bestraft, während die Gutmenschen einer strahlenden (nein, nicht atomar) Zukunft entgegensehen können. Alles, was nicht der netten, sauberen Fraktion angehört, wird ausgemerzt. Und die Gegenspieler sind machen auch nicht viel her. Der Killer hat eindeutig einen an der Rassel, tendiert zu homosexuellen Praktiken (was nicht im Zusammenhang gesehen werden sollte), die White-Trash-Nachbarschaft muss natürlich für ihre Strategie, dass nur der überlebt, der sich nehmen kann, was er braucht, bitter bezahlen und der Oberstratege, der erst zum Ende hin offenbart wird (find ich normalerweise gut so), kann mit den amerikanischen Grundwerten, die hier propagiert werden (und denen ich nicht weiter vertraue als ich mit dem Amboss unterm Arm schwimmen kann), nicht mithalten und muss zu guter letzt die Waffen wor den mutigen Kämpfern für Gerechtigkeit strecken.
Das Thema hätte so schön in ein munteres Endzeitszenario münden können, doch leider werden wir hier mit einem America First Pamphlet abgespeist, das den Rest der Welt auf einige kleine Nachrichtenmeldungen am Rande reduziert, und in seiner Schwarz-/Weißmalerei keine Grenzen mehr kennt. Würde ich das Buch empfehlen, würde ich auch darum bitten, mir mitzuteilen, welches Klischee hier ausgelassen wurde. Mir fällt nämlich auf Anhieb keines ein. Hach, ist das schön, wie es sich gerade so ergibt, dass kurz vor Weihnachten alles wieder "Leute heute" ist. Alles wird gut. Und so jubeln sie ihrem allmächtigen Präsidenten zu, der sich nach überstandener Krise aus seinem Versteck traut als habe er höchstpersönlich einen Beitrag geleistet. Wirklich sehr süß (Kariesgefahr). So komme ich zu folgenden Schlüssen: Ich werde dem Autor mit seinem demnächst erscheinenden Werk "Todesspiel" noch eine Chance einräumen, da dies nach einem Action- und Racheszenario aussieht (wenngleich mich die Beteiligung einer kleinen Tochter schon wieder auf Schlimmes gefasst macht) und dann entscheiden, ob ich mir weitere seiner Storys antue und ich muss feststellen, dass der von mir wegen seines Stils nicht gerade positiv beurteilte Jeff Carlson mit "Nano" den besseren Endzeitroman abgeliefert hat. Ach ja, der Aufkleber VOX-Krimitipp hätte mir eine Warnung sein sollen. Und weil das alles so schön uramerikanisch ist, hat sich angeblich Hollywood schon an eine Verfilmung gemacht. Das kann dann nur werden, wie das Buch selbst. Mittelmaß. Lesen und vergessen. Bestenfalls für den Urlaub geeignet, wenn man so nun gar nichts mit seiner Zeit anzufangen weiß.

1 Kommentar:

Shane Schofield hat gesagt…

Hat mich auch leider auch nicht überzeugt. Hoffe das der Autor den nächsten Roman in der Vergangenheitsform schreibt. Liest sich einfach besser.