Freitag, 20. Februar 2009

Buchreview "Der Agent"


Andrew Britton. Nach der schmerzhaften Trennung von seiner Partnerin Naomi hat sich der ehemalige CIA-Agent Ryan Kealey aus dem Dienst zurückgezogen und reist um die Welt. Doch dann wird in Afghanistan eine Gruppe amerikanischer Bergsteiger entführt. Der Verdacht fällt auf einen der gefährlichsten Terroristen der Welt, und der Präsident der Vereinigten Staaten persönlich besteht darauf, dass Kealey den Fall übernimmt. Doch dieser möchte unter keinen Umständen in den Dienst zurückkehren. Erst als man ihm Naomi als seine Partnerin in Aussicht stellt, willigt er ein. Die Lage spitzt sich zu, als die Terroristen auch die amerikanische Außenministerin in ihre Gewalt bringen. Während der gefährlichen Jagd muss Kealey feststellen, dass auch Naomi ein dunkles Geheimnis in sich birgt. Bald weiß er nicht mehr, wem er noch trauen kann.


Die Story startet mit einigen fulminanten Actionsequenzen wie der Entführung von Bergsteigern und Rucksacktouristen im Grenzgebiet von Pakistan sowie der gewaltsamen Gefangennahme der amerikanischen Außenministerin durch Terroristen bei deren diplomatischem Besuch in der pakistanischen Hauptstadt, wobei deren gesamte Entourage sowie etliche Unbeteiligte ihr Leben lassen müssen. Als Ryan Kealey in Jack Bauer Manier in die Ermittlungen einbezogen wird, sorgt seine Partnerin Naomi Kharmai in Madrid für einen Eklat. Bei der Verfolgung eines Verdächtigen löst sie eine verheerende Explosion aus, bei der mehrere Unschuldige Spanier inklusive eines Polizisten getötet werden. Hinter den Kulissen schachern die US-Sicherheitsbehörden und der Präsident um Schadensbegrenzung, da die ruhmreichen Verteidiger der freien Welt schließlich ihren besten Mann trotz des Mordes an Bürgern eines befreundeten Staates in Manier eben jener Terroristen, die man verfolgt, nicht wegen Opfern außerhalb der USA zur Verantwortung ziehen wollen. Also wird versucht die Angelegenheit zu vertuschen - zumindest in Beziehung auf die Beteiligung amerikanischer Geheimdienste. Äußerst fragwürdig, aber abwegig? Quien sabe? Für Amerika zählt eben nur Amerika - andere werden nur nach ihrem jeweiligen Nutzen bewertet.
Ab diesem Zeitpunkt aber setzt ein dialoglastiges zweites Drittel ein. Die Beteiligten Agenten diskutieren nicht nur ihre Selbstvorwürfe bezüglich der Explosion mit Todesopfern und was dies alles für ihre Arbeit und die Vereinigten Staaten bedeuten könnte und insbesondere die Auswirkungen auf den Präsidenten, sondern arbeiten auch gleich ihre eigenen Dämonen aus der Vergangenheit mit ab (man kommt übrigens zu dem Schluss, dass einige wenige Opfer hinter dem großen Ziel zurückstehen müssten und Zweck die Mittel heiligt). Ab diesem Part zieht sich Langeweile durch die nächsten ca. 130 Seiten und man muss sich bemühen, der Geschichte weiter die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Erst gegen Ende des Buches wird wieder Fahrt aufgenommen, die "gute Amerikaner, böse Terroristen und nutzlose Verbündete Strategie" weiter geführt und die Schuldigen bzw. Gejagten zur Strecke gebracht. Dies kann aber den Gesamteindruck wegen des Mittelteils nur Mittelmaß zu sein, nicht korrigieren. Ein Roman, der in der Menge mit ähnlichem Thema befassten Werke untergehen wird.
Der junge Autor wurde schon sehr voreilig - wie mittlerweile üblich - mit Genregrößen wie Tom Clancy, Robert Ludlum und dem durchaus ähnlichen Vince Flynn verglichen, doch diese Qualität hat er noch nicht ganz erkennen lassen, aber die Genannten hatten ihren Leistungszenit auch nicht mit ihren ersten Romanen sofort erreicht. Wäre Andrew Britton nicht nach seiner dritten Story im Alter von 27 Jahren an einem nicht diagnostizierten Herzleiden im Schlaf verstorben, hätte er sicher seinen Weg gemacht, die Vorausatzungen dazu hatte er, das Talent auch. Schade für die Leser, viel schlimmer für die Familie. RIP.

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