Freitag, 5. Dezember 2008

Buchreview "White Jazz"



James Ellroy. Der Lieutenant des Los Angeles Police Department, Dave Klein, ist Cop und Gangster, Ermittler und Killer zugleich. In dem Sumpf aus Gewalt, Korruption und Drogen versteht er es meisterhaft, seinen Kopf stets über Wasser zu halten. Bis er den Auftrag des mächtigen Filmproduzenten Howard Hughes annimmt. Er soll dem Mogul eine Schauspielerin zurückbringen, die sich geweigert hat, nach seiner Pfeife zu tanzen. Aber Dave verliebt sich Hals über Kopf in das clevere Blondchen.



Wieder ein typischer Ellroy. Wieder eine Geschichte, in der die Ehrlichkerit, die Helden mit dem Heiligenschein, die treuen Freunde und die liebenswerten Protagonisten auf der Strecke bleiben. Angesiedelt im Los Angeles 1958 findet man sich wieder in einem Sumpf aus Gewalt, Sex und Korruption. Die Hauptfigur ist sich nicht zu schade, neben ihren Aufgaben als Lieutenant des LAPD noch als Auftragskiller ein paar Dollar hinzu zu verdienen.
Nachdem er einen Auftrag äußerst erfolgreich ausgeführt hat, gerät der korrupte Bulle aber unweigerlich in die Zwickmühle und muss sich zwischen allen Fronten beweisen, um nicht endgültig abzustürzen. So wird er zum Spielball der widerstreitenden Parteien in den oberen Etagen der Stadt. Daraus entwickelt sich eine Geschichte mit dem bekannten ellroyschen Satzstakkato, einer Menge Action und etlichen zwielichtigen Figuren in den Führungsriegen von LA. Es ist faszinierend zu beobachten, wie sich Klein mit allen Mitteln aus der Bredouille zu manovrieren sucht, und sich dabei aber immer weiter in die Maschen des Gesetzes verstrickt und nebenbei auch immer wieder den Kontakt zu der Schauspielerin sucht, die seine Versuche aus dem Schlamassel zu gelangen, ebenso oft torpediert, da sie ständig seine Hilfe bei ihren kleinen Attacken gegen Hughes benötigt.
Schonungslos legt Ellroy die Schattenseiten von Los Angeles und der Filmindustrie mit ihren machtgierigen Produzenten offen und prangert die Mittel der Polizei ebenso an wie die der anderen Gesetzesorgane. Recht und Ordnung - existiert hier nicht. Wer Ellroys rüde Sprache, die düsteren Handlungsstränge und die brutalen Einlagen schätzt, wird hier mit einem hervorragenden Buch belohnt, auch wenn es schon etwas Konzentration erfordert, den vielen Storylines und den handelnden Personen zu folgen. Zudem werden hier auch schon Figuren vorgestellt, die in seinen späteren Werken "Ein amerikanischer Thriller" und "Ein amerikanischer Albtraum" tragende Rollen spielen. Wie immer bei Ellroy ein Klassebuch und eine wohltuende Abwechslung vom Einheitsbrei der sonstigen Strahlemänner und Schönlinge der Thrillerliteratur.

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