Donnerstag, 9. Oktober 2008

Buchreview "Midas"

Russell Andrews. Der Name ist ein Pseudonym eines mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichneten Autors, der auch schon diverse Drehbücher verfasst hat. Nun schreibt er unter dem Namen auch Thriller für die Masse. Sommer auf Long Island. Ein Selbstmordattentat in einem Restaurant erschüttert die Kleinstadt East End Harbor. Unter den zahlreichen Toten ist auch Sheriff Jimmy Leggett. Sein Stellvertreter Justin Westwood übernimmt die Ermittlung. Zusammen mit der neuen Kollegin Reggie entdeckt er eine unglaubliche Verschwörung. Eine Verschwörung, deren Spur bis ins Weiße Haus reicht.




Herausgekommen ist hier ein gut durchdachter und strukturierter Polit- und Wirtschaftsthriller, der in einige Szenarien unterteilt ist. Es beginnt mit Terroranschlägen inklusive anschließender Zeugenbeseitigung, während ein Präsident - vom Volk umjubelt - den starken Mann spielt. So kommt es, dass mit der USA-üblichen Begründung zur nationalen Sicherheit die Bürgerrechte (Recht auf einen Anwalt usw.) abgeschafft werden und ein Triumph of Freedom Act ausgerufen wird. Zusammenhänge der Welt- und US-Wirtschaft werden detailliert dargestellt, da überall hohe Regierungsbeamte in den Aufsichtsräten Konzernriesen ihre lukrativen Nebeneinkünfte beziehen. Ist ja nicht neu, kennt man auch von den deutschen Politbonzen, die sich so bereichern als ob ihre Einnahmen aus den Positionen in der Regierung nicht ausreichen würden. Geld regiert die Welt.
Romane im Terrorismusbereich sind ja mittlerweile wie Sand am Meer auf dem Markt, doch kaum einer ist so spannend und realistisch (bei Andrews kommt es gerade auf den letzten Punkt an) hinsichtlich des Sicherheitswahnes in den USA. Es werden viele Figuren vorgestellt und ausführliche Verflechtungen diverser Personen in mehr oder weniger hohen Positionen in die verschiedensten illegalen Aktivitäten beschrieben, was dem Leser die gesamte Aufmerksamkeit abfordert, um nicht den Faden der Geschichte zu verlieren. Dies geht zwar auf Kosten der Charakterdarstellung der Figuren (abgesehen vom Protagonisten), ist aber nicht weiter verwunderlich, hätte es den Fluß der Geschichte dann doch eher behindert als gefördert, wenn der Leser auch damit noch überfrachtet worden wäre. Wie sich für einen guten Thriller gehört, ist nicht jeder das, was er zu sein scheint oder vorgibt zu sein, was die Aufgabe des guten Westwood nicht gerade erleichtert.
Beim Lesen bekommt man durchaus den Eindruck vermittelt, dass die USA im Falle eines ähnlichen Anschlages genau so und nicht anders reagieren würden. Wie genau? Bitte selbst im genialen Buch von Russell Andrews davon überzeugen.

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