Donnerstag, 9. Oktober 2008

Buchreview "Mefisto"


Richard Montanari. Sommer in Philadelphia. Doch die Ruhe trügt. Kevin Byrne, Detective der Mordkommission, und seine Partnerin Jessica Balzano werden zu einem bizarren Fall hinzugerufen. Eine Frau ist ermordet worden, und ihr Todeskampf wurde von dem Mörder auf Video aufgenommen, hineingeschnitten in die berühmte Dusch-Szene aus Alfred Hitchcocks Psycho. Doch diesmal ist das Blut rot und das Messer real. Bald tauchen weitere Filmklassiker auf, in denen Mordszenen nachgestellt und nachträglich eingefügt werden. Ist ein Verbrecher am Werk, der die Filmgeschichte zum Hintergrund seiner perversen Fantasien macht?




Hier ist es nun, das angekündigte Zweitwerk des Richard Montanari, das auch wie erwähnt mein letztes sein wird. Ich beginne aber mit den wenigen positiven Aspekten des Romans. Der Killer mordet sich nicht nur durch Psycho, sondern nimmt sich auch Scarface mit Al Pacino als Vorbild (naja, auf jeden Fall besser als hätte er versucht, in Footloose einen geeigneten Mord zu finden), was einige Härten in dem Buch zu Tage treten lässt. Und da das Gesamtwerk im Filmmilieu seinen Lauf nimmt, sind die vielen Anspielungen und Zitate, die tatsächlich sehr gehäuft vorkommen, für einen Filmfan sehr interessant. Diese Abschnitte haben mir zumindest eine gewisse Lesefreude beschert.
Und dann habe ich mich von der Lesefreude verabschiedet. Wie schon in seinem ersten Buch hat der Autor seinen oberflächlichen Stil gewahrt und uns ein Werk kredenzt, das durchaus an ein Drehbuch für einen dieser 08/15 TV-Thriller am Wochenende um 20.15 Uhr auf Vox erinnert. Alles schon mal gehabt oder gesehen, trotz diverser Hinweise auf immer neue Verdächtige ziemlich vorhersehbar und sollte jemand als Hobby "Klischeesucher" in seiner Vita haben, dann ist er hier richtig. Bis auf den Punkt, dass die beiden Hautpfiguren noch keine Romanze begonnen haben (ist ja noch Zeit, da die Reihe weitergeführt wird, um dieses Klischee auch noch zu bedienen), wird jedes sonstige Klischee aus eben diesen TV-Schmonzetten munter gewürdigt und runtergebetet wie bei einem dieser Abzählreime. Gingen mir die Hauptfiguren schon im Erstling auf den Keks, steigert sich das hier nur noch, speziell das Szenario, dass Kevin Byrne nun auch noch seherische Fähigkeiten entwickelt, die sich durch einen Kopfschuss (den er augenscheinlich überlebte) Ende des ersten Teils entwickelten und jedes Mal bei einer Berührung mit Personen auftreten - nicht bei jeder Person, und dieser Unterschied wird nie erklärt. Natürlich sind alle "Guten" und Ermittler gutaussehend, gut gebaut, freundlich, höflich - eben fast perfekte Menschen (mit Ausnahme von Byrnes Hang zur Selbstjustiz), während Randfiguren oder Täter immer nur mit negativen Attributen geschildert werden. Hatten wir alles schon bei diversen anderen Schreiberlingen (Cussler, Forbes) sowie in jedem zweiten TV-Thriller amerikanischer Machart.
Als Lesetipp nur für den Urlaub geeignet, bei dem man das schöne Wetter schon nach 5 Seiten "Genuss" dem Buch vorzieht und die ganze Sache nur so nebenbei ohne sonderliches Interesse wie Fast Food zum Mitnehmen goutiert. Wer sich richtig auf einen spannenden Thriller mit Actionelementen einlassen will, sollte einen größeren Bogen um das Buch schlagen. Von diesem Autor wird man also keine weitere Kritik mehr von mir lesen, da ich mich nun von seinen Lektüren verabschiede. Es gibt Interessanteres und Innovativeres.

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