Mittwoch, 1. Oktober 2008

Buchreview "Der faule Henker"

Jeffrey Deaver. Qualvoll stirbt ein junges Mädchen in einer New Yorker Musikschule. Der Täter flieht in einen fensterlosen Raum. Drinnen fällt ein Schuss, bevor die Polizei das Zimmer stürmen kann. Die Beamten finden es leer.


Für Lincoln Rhyme, den gelähmten Ermittler, und seine ambitionierte Partnerin Amelia Sachs ist sofort klar: Es war nicht der letzte Mord dieses Täters. Zu lustvoll missbraucht er die Tricks großer Magier wie Houdini oder David Copperfield, zu schlau sind seine Ablenkungsmanöver. Und schon nach wenigen Stunden schlägt der Mörder tatsächlich ein zweites Mal zu. Wieder liefert er einen eindrucksvollen Beweis seiner Täuschungskunst und hinterlässt die Ermittler ratlos: Was ist Zaubertrick, was ist Wirklichkeit?
Erst die junge Illusionistin Kara bringt Rhyme und Sachs auf die richtige Spur: Es gibt einen perfiden Plan hinter den vordergründigen Effekten zu entschlüsseln, um so noch vielleicht in letzter Sekunde einen wahrhaft grausigen Racheakt zu verhindern - den akribisch geplanten Höhepunkt in der mörderischen Glanzvorstellung eines psychopathischen Magiers.
Hier beginne ich einmal mit den wenigen kleinen Schwächen des Buches. Zuerst erinnert mich vieles der akribischen Arbeit an die TV-Serie CSI - die allwissenden Bullen. Hat mich schon nach kurzer Zeit im TV genervt. Dann sind die Passagen, in denen Stichpunkte zum Täter und Tathergang auf der Schiefertafel in Rhymes Labor gelistet werden, etwas zu ausgiebig erzählt und wirkt etwas lähmend auf den Fluss der Story und zuletzt ist es dem erfahrenen Krimileser nicht schwer gefallen, den wahren Grund für die Morde zu enträtseln - aber nicht den Täter. Mehr Negatives gibt es nicht und im Gesamtbild des Buches sind die genannten Punkte absolut zu vernachlässigen.
Deaver hat sich anhand von Fachliteratur akribisch in die Materie der Magie eingearbeitet, sodass er detailgetreu die Tricks der Illusionisten wiedergeben kann. Natürlich braucht man nicht darauf zu hoffen, dass hier die neuesten Showelemente der aktiven Künstler dieses Metiers aufgedeckt werden, doch was uns Deaver anbietet, ist allein schon interessant genug. Der Roman ist an sich schon ein Zweikampf der beiden Genies Rhyme und Täter, gewürzt mit Täuschungen, Tricks und Ablenkungsmanövern jeglicher Art. Verkleidung und Hergang wandeln sich von Fall zu Fall und die Verfolger bleiben immer einen Schritt hinter dem Psychopathen aus der Illusionistenriege zurück. Verdächtige tauche auf, werden wieder entlastet und glaubt man endlich den wahren Täter entlarvt zu haben, muss man feststellen, dass man wieder getäuscht wurde. Tote sind nicht tot, Alte eigentlich jung - so sehen Teile der Palette von Täuschungen aus.
Der Autor hat es geschafft, im 5. Abenteuer der Ermittler Lincoln Rhyme und Amelia Sachs , deren ersten Fall uns Hollywood schon unter dem Titel "Der Knochenjäger" mit Denzel Washington, Angelina Jolie und Ed O'Neill (ja, der olle Bundy kann auch richtig schaupielern) kredenzt hat, die Spannungsschraube stetig anzuziehen und den Leser bei Laune zu halten. Das Motto "Was kannst Du glauben?Wem kannst Du vertrauen?" ist hier Programm. Ist er wirklich nur ein Serienkiller oder verfolgt er tatsächlich ein höheres Ziel? Diese Fragen stellen sich die Ermittler und der Leser und der Arsch, der diese Zeilen hier verfasst, verrät nix. Viel Spaß beim Lesen und Mitraten.
Jeffrey Deaver präsentiert sich hier selbst als Meister der Illusion, der Irrungen und Wirrungen mit falschen Fährten und allem, was zu einem guten Thriller gehört. Die Action ist gut über das Gesamtwerk verteilt und steigert die Spannung mit ständig. Für Thrillerfans ein klares "must have"!!!!!! Klasse Lektüre, der meine eingangs geschilderten kleinen Minuspunkte nichts anhaben können.

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