Samstag, 27. September 2008

Buchreview "Die Scharfrichter"


Gregg Hurwitz. Tim Rackley ist US-Marshal in Los Angeles. Als seine sechsjährige Tochter brutal entführt und ermordetund der Täter wegen eines juristischen Formfehlers freigesprochen wird, gerät seine Welt aus den Fugen. Das Verlangen nach Rache wird übermächtig, und so schließt sich Rackley einer Organisation an, die sich das Ziel gesetzt hat, solche "Fehler" der Rechtsprechung zu korrigieren. Als skrupellose Mitglieder bei ihren Aktionen ein Blutbad anrichten, begreift Rackley, dass es eine Qual sein kann, sich zum Herrn über Leben und Tod aufzuschwingen. Und bevor Shane hinsichtlich des Titels und der Inhaltsangabe einen feuchten Schritt bekommt, sollte er sich erst einmal folgende Zeilen zu Gemüte führen.


Das Thema ist nicht gerade neu, erinnert sich der Filmfan doch an Calahan mit Clint Eastwood oder Ein Richter sieht rot mit Michael Douglas. Durch Gesetzeslücken und gewiefte Verteidiger entkommen Schwerverbrecher ihrer wohlverdienten, was eine Selbstjustizgruppe auf den Plan ruft.
Der Autor versucht zu Beginn die Tragödie und die Trauer der Familie und Freunde in passende Worte zu kleiden, doch leider zieht sich dieser Bereich zu sehr in die Länge, manche Szene wirkt zu ausgedehnt und ausschweifend. Es ist anstrengend, dem Buch in dieser Phase mit Genuss zu folgen. Erst ab dem 2. Drittel stellt sich Besserung ein, die Spannung steigt etwas und die Bezeichnung Thriller gewinnt ein bisschen mehr an Bedeutung. Hier finden sich dann hin und wieder die geschickte und ausgefeilte Planung der Exekutionen, die ebenso wie die Schilderung der Ausführung als positiv hervorzuheben sind. Leider wird der erfahrene Krimileser oder auch Filmkonsument schon sehr früh den Kern des Ganzen erkennen und eigentlich nur noch auf Bestätigung seiner Vermutung zum Ende hin warten. Bis dahin aber verweigert sich der Held Tim Rackley aufgrund seiner unumstößlichen moralischen Grundsätze dem Angebot der Kollegen den gefassten Täter zu liquidieren und so moralisch wandert er weiter durch die Geschichte, immer unterbrochen von Trauerarbeit, um die Ehe am Leben zu halten, während er und seine Frau die Tragödie verarbeiten. Gerade dieser Teil hält den Roman durch seine Länge in Sachen Tempo doch sehr auf. Mit knapp über 600 Seiten ein wenig zu lang geraten (siehe 1. Drittel), ein mittelmäßiger Actionanteil, sowie der kurze finale Kniff, um den Protagonisten aus der Bredouille zu erretten, ergeben einen akzeptablen Unterhaltungsroman - mehr aber auch nicht. Hatte selbst aufgrund des Titels und des Klappentextes etwas mehr erwartet.

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