Dienstag, 12. August 2008

Buchreview "Die Insel"

Richard Laymon. Und hier ein weiteres Werk des "sexbesessenen Psychopathen", wie ihn einige seiner nicht ganz so wohlmeinenden Kritiker zu bezeichnen pflegten.

Zwei Schwestern sowie ihre jeweiligen Angetrauten haben ihrem Schwiegervater und dessen Ehefrau eine Seereise nach den Bahamas geschenkt. In ihrer Begleitung auch die jüngste Tochter nebst ihrem Freund, dem 18-jährigen Rupert.

Bei einem Zwischenstopp auf einer unbewohnten (?) Insel explodiert die Yacht plötzlich - an Bord der liebe Schwiegervater. Kein Funkgerät zur Hand beginnt nun eine Robinson-Crusoe-Story nach Art des Hauses Laymon. Spannungen innerhalb der Familie tun sich schon nach wenigen Stunden des erzwungenen Aufenthaltes wie Krater auf und münden in ständigem Gezänk, das teilweise recht kindisch anmutet (da der 18-jährige Rupert dies alles in Tagebuchform beschreibt, wird der Eindruck auch erhärtet), bis in der ersten Nacht Angetrauter Nummer Eins - Keith - verschwindet und am folgenden Morgen an einem Ast baumelnd gefunden wird. Während der Panik nach dem Fund werden die ersten Beschuldigungen hinsichtlich der Morde laut, was die Gruppe noch mehr entzweit.

Klingt alles nach einer simplen Geschichte, entwickelt sich aber anders als erwaret. Expect the unexpected. Gradlinig und hart erzählt uns der Autor in seiner Form der Gewaltpornografie, welche Wendungen eine solche, an sich einfache, Ausgangssituation bieten kann. Die wunderbare Kulisse der Insel bei den Bahamas mit Strand, blauem Himmel und klarer See wird mit dem Bösen, das Menschen sich antun, gekontert. Wie sich der 18-jährige in seinen Phantasien ergeht und dann zum Handeln übergeht und wie er jegliche Kritik an seiner Person, die kommenden Ereignisse, die wieder in blutige Wortgebilde eingebunden sind, an sich abperlen lässt, als wäre er ein alter Fahrensmann, ist eine typische Beschreibung menschlicher Triebe unter extremen Bedingungen, wie man sie von Laymon schon aus anderen Werken kennt.

Leider gerät auch bei diesem Buch das zweite Drittel etwas langatmig, doch im letzten Drittel wird dieser Lapsus wieder aufgehoben. Man muss schon den drastischen Stil des Autors zu schätzen wissen, um sich auf ihn einzulassen, das übliche, schwächelnde zweite Drittel überstehen und man hat ein tolles Lesevergnügen. Für Freunde der härteren Thrillerkost ein volle Dröhnung. Wer aber drastische Gewaltbeschreibungen und sexuelle Übertreibungen nicht zu seinen Favoriten zählt, sollte die Finger davon lassen.

Keine Kommentare: