Freitag, 14. April 2006

Undisputed 2 - Review

3 Jahre musste man warten, bis man nun endlich einen neuen Film von B-Actionmeister Isaac Florentine zu Gesicht bekommen hat. Warum gerade der beste Regisseur auf den Markt (Anthony Hickkox zähle ich mal nicht, da er bereits in den höhern Budgetklassen tätig war und ist) nur alle paar Jahre einen Film abbekommt, werde ich wohl nie begreifen. Aber er selbst hat ja auch keine Antwort darauf. Aber lieber alle paar Jahre einen guten Streifen, als jedes Jahr 2 schlechte. Nun ist er aber zurück und er macht einen weiteren Schritt nach vorne, auch wenn ich ihn lieber in einem anderen Umfeld drehen sehe. Aber dazu später mehr.
Der Film setzt ein paar Jahre nach Teil 1 an und führt die Geschichte um George Chambers weiter. Dieser wird nun, anstatt von Ving Rhames, von Michael Jai White („Spawn“, „Silver Hawk“) gespielt und hat Mühe nach seinem Gefängnisaufenthalt Geld zu verdienen. Sein Manager (Ken Lerner, „Robocop 2“, „Fast Getaway“) hat ihn einen Werbeauftritt in Russland besorgt und so nehmen die Dinge seinen Lauf. Chambers werden im Hotel Drogen untergeschoben und so kommt er, wegen seiner Vergangenheit, wieder ins Gefängnis zur Untersuchungshaft. Doch schnell wird ihm klar das er nicht ohne Grund dort im Hochsicherheitsgefängnis gelandet ist. Der Hauseigene Champion Boyka (Scott Adkins, „Special Forces“, „Pit-Fighter“, “Unleashed”) wartet schon auf ihn um mit Chambers in den Ring zu steigen. Eingefädelt von einem Unterweltboss der mit den Gefängniskämpfen Wetten veranstaltet.
Natürlich hätte der Film locker einen anderen Titel haben können. „In Hell 2“ wäre z.B. auch möglich gewesen, aber dadurch das der lahme Walter Hill Film „Undisputed“ einer der ersten „Nu Image“ Produktionen war die im Kino liefen und der DTV Markt momentan mit meist nicht Inhaltsgleichen Fortsetzungen überschwemmt wird, ist die Namensgebung nur wirtschaftlich logisch. Immerhin lief der zuvor gefloppte erste Teil auf DVD ziemlich gut. Zumindest wurde die Hauptfigur übernommen, so das man nicht unbedingt von reiner Abzocke sprechen kann wie bei „Wild Things 2+3“ oder „8mm 2“.
Dafür hat Story Lieferant Boaz Davidson(Regie bei „American Cyborg“ und Dauerproduzent bei „Nu Image“), wahrlich den Gefängnisfilm nicht neu erfunden. Etliche Klischees die man aus anderen Streifen kennt, werden auch hier wieder geboten. Der nette Zellenkumpel (Ben Cross, „The Mechanik“, „First Knight“), der geheimnisvolle Helfer (Eli Danker als Gandalfverschnitt im Rollstuhl, „Air Marshall“, „Special Forces“), das dreckige Loch in dem der Held ohne Essen und Trinken gesteckt wird weil er Ärger macht, die Probleme mit anderen Zellengenossen und so weiter.
Aber eine neue Herangehensweise hat nun auch wirklich keiner erwartet, oder? Dafür erkennt man früh Florentines typischen Regiestil. Auch wenn er hier seine üblichen Szenen wie Nahaufnahmen von Händen und Füßen beim greifen von Waffen, schnelles gucken an der Kamera vorbei und die bekannten Kameraschwenks zurückfährt. Es blitzt zwar immer wieder auf, aber der Film wirkt wesentlich ernster, als alles, was er bisher gedreht hat. Und so verzichtet er natürlich auf seine lustigen Soundeffekte (Swoosh), auch wenn es bei flotten Kameraschwenks, eingefangen vom bekannten Hong Kong Kameramann Ross Clarkson, der auch schon klasse Bilder in „The Mechanik“ oder Ringo Lam’s "The Victim“ lieferte, oder Lichtstrahlern, schon so ähnlich klingt. In trostlosen, Ausgebleichten und kalten Bildern wird der Gefängnisalltag gezeigt, indem Chambers natürlich nicht von den Insassen akzeptiert wird, später aber unerhoffte Unterstützung bekommt. Der Knast selbst ist ein rauer und unangenehmer Ort, halt genau so wie man sich ein russisches Gefängnis (gedreht wurde übrigens an Originalschauplätzen in Bulgarien) in einem B-Movie vorstellt. Karge Zellen, unappetitliches Essen und Arschlöcher als Wärter. Von der üblichen Logikfreiheit dass fast jeder nur Englisch spricht mal abgesehen, ist die Location sehr gut eingefangen und genutzt wurden. Ross Clarkson bietet einen professionellen Look und unterstützt von Florentines Stammkomponist Steve Edwards(„Us Seals 2“, „Hellraiser:Hellseeker“), der eine seiner besten Arbeiten abliefert, wird für die bisher technisch, beste Leistung gesorgt. Diesmal setzt Isaac Florentine sogar Splitscreen ein. So merkt man dem Streifen kaum die B-Film Herkunft an und die Handlung wird so stetig interessant vorangetrieben. Wobei Fortschritte in der Schauspielführung zu erkennen sind (was auch mit der ordentlichen Besetzung zu tun hat) und obwohl der Actionfilm ein harter Männerstreifen ist, Frauen spielen gar keine Rolle, schwingt er in den letzten 2 Minuten sogar die Herzschmerzkeule.
Aber kommen wir doch dazu, warum man sich einen Film aus der Schmiede von Isaac Florentine anguckt. Die Actionszenen. Besetzt Michael Jai White sicherlich die beste Rolle im Film(so wandelt er sich von überheblichen Ex-Champ der immer für sich alleine steht, im Laufe der Handlung zum Hilfsbereiten Kumpel), muss er aufgrund seiner Boxervergangenheit leider in den Actionszenen zurückstecken. Ich bin ja sowieso eher ein Fan von Kampfszenen außerhalb des Ringes und ich hatte ja schon befürchtet dass diesmal die Fights anderes ausfallen werden wie bisher. Teilweise hatte ich Recht. Der flinke Hong Kong Stil wird hier, zugegeben passend, gegen eine rauere und härtere Choreographie eingetauscht. Die Auseinandersetzungen sind dadurch kürzer und nicht mehr so verspielt. Aber vor allem White bleibt fast den ganzen Film über nur beim Boxen. Tritte kommen, wie auch einige gelungene grabbling Szenen, von ihm fast nur im Endkampf vor und da auch nur sporadisch. Das er nicht mal schnell Kampfsport lernt ist natürlich realistisch, aber von ihm hätte ich sehr gerne in den Kämpfen mehr gesehen. Dennoch spielt er seinen Part sehr cool herunter. Er ist und bleibt die einzige Alternative für einen „Blade“ Film ohne Wesley Snipes.
Das man auf spektakuläre Moves nicht verzichten braucht ist vor allem Scott Adkins zu verdanken. In seinen zweiten Florentine Film unterstreicht der Brite, mit russischen Akzent, als gläubige, Briefmarken(!) sammelnde, überhebliche, brutale Kampfmaschine, seinen Anspruch DER kommende kaukasische Actionstar zu werden. Wer das in Hollywood nicht erkennt, hat seinen Job verfehlt. Er bietet, vor allem für sein Körpergewicht und die damit verbundene Größe, teilweise unglaubliche Kombination. Leichtfüßig scheint er durch den Ring zu fliegen und knüppelt seine Gegner skrupellos nieder. Doch auch außerhalb des Ringes überzeugt er Schauspielerisch; natürlich den Umständen entsprechend. Hoffentlich kommt da bald wieder ein weiterer Actionfilm mit ihm in der Hauptrolle nach.
Auch wenn die Fights schneller vorübergehen, geil Inszeniert sind sie dennoch. Die Kamera bleibt, was inzwischen selten genug ist, oftmals in der totalen um auch zu zeigen dass die Protagonisten wirklich kämpfen können. Schnelle Schnitte sind natürlich tabu und die teilweise sehr geilen Kicks werden dann in toller Slowmotion gezeigt, die aber nur in speziellen Momenten eingesetzt wird. Wieder mal beweißt Isaac Florentine seine Vormachtsstellung im B-Genre(gibt den Mann doch endlich mal ein großes Budget und lasst ihn einen Martial Arts Knaller realisieren!). Und in letzter Zeit gab es kaum bessere Action außerhalb Asiens. Auch spritzt das Blut gerne durch den Ring. Eine gesunde Härte wird also auch geliefert. Nur bei den beiden Auseinandersetzungen zwischen Adkins und White hätte ich mehr erwartet. Hier muss ich auch etwas meine Enttäuschung kundtun, denn das vorhandene Potential wird nicht vollends genutzt. Da wäre für mich, mehr, mehr gewesen. Glücklicherweise wurde meine Angst dass der Actionanteil, durch die Gefängnis- und Ringhandlung, gering ausfällt nicht bestätigt. Vor allem in den ersten 40 Minuten gibt es immer wieder genügend Auseinandersetzungen um den Actionfan bei Laune zu halten. In der zweiten Hälfte bremst die Handlung etwas ab(Freundschaften müssen geschlossen werden, Training steht auf dem Programm), aber es tritt keinen Moment Langeweile auf.
Fazit:
Insgesamt ist der Film nicht nur Florentines aufwendigster Film bisher, auch technisch, sowie in der Schauspielführung hat er weiter dazugelernt. Die Handlung bietet natürlich gar nichts neues, aber ist auch ordentlich genug um gegen andere Knastfilme standzuhalten. Die Action ist diesmal eher realistischer und kürzer und nicht mehr im verspielten HK Stil, bietet durch den unglaublichen Scott Adkins aber genug tolle Szenen die wieder ein mal super von J.J. Perry Choreographiert und von Florentine gekonnt eingefangen wurden. Ich hoffe es werden nicht wieder 3 Jahre ins Land gehen bis der nächste Isaac Florentine Streifen veröffentlicht wird, aber ebenso hoffe ich dass er dann wieder in seinen bisherigen Actionmodus schaltet und wieder länger und von mir aus übertriebener Inszeniert. Nichts desto trotz kann man jetzt schon sagen das „Undisputed 2“ einer der besten Actionfilme im diesjährigen Direct To Video Marktes ist und wie erstaunlich die Unterschiede bei „Nu Image“ Filmen sind, wenn der richtige Mann das sagen hinter der Kamera hat. Für Action und Kampfsportfans ist dieser Film ein muss!

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